Chronik

30er / 40er

Bereits im Jahr 1930 gründete Ing. Karl Frena in Innsbruck eine Segelfliegergruppe. Diese wurde unter dem Namen „Gruppe 701“ in den Österreichischen Aeroclub eingegliedert. Da die Gruppe allerdings nur wenige Mitglieder hatte und mit ihrem Flugbetrieb am Flugplatz in der Reichenau nicht weiterkam, verließ die Gruppe 1933 Innsbruck.

Die im Jahr 1931 gegründete „Akademische Segelfliegerabteilung des Amtes für Leibeserziehung der Universität Innsbruck“ hatte ebenfalls kein Glück und wurde bereits 2 Jahre später aufgelöst.

Erst die im Jahr 1934 gegründete „Segelfliegergruppe“ hatte mehr Durchhaltevermögen und mit dem Aufbau eines Schulungsbetriebs in Sistrans auch den nötigen Zulauf an Mitgliedern, um die Segelflugzeuge finanzieren und bauen zu können. Der tägliche Flugbetrieb fand am Flugplatz in der Reichenau statt. Dabei wurden erste Flüge im Föhn durchgeführt.

Mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges war aber auch das Ende dieser Segelfliegergruppe besiegelt. 1944 wurde der Flugplatz von der Reichenau nach Kranebitten verleget. Nach Ende des Krieges war jegliche fliegerische Betätigung in Österreich verboten. Erst im Jahr 1948 gelang es einer Gruppe von unbeirrbaren Idealisten die Zustimmung der französischen Besatzer für die Aufnahme eines Schulungs- und Flugbetriebes in Innsbruck zu erlangen. Die Innsbrucker waren damit die einzigen österreichischen und deutschen Piloten, die selbst wieder fliegen durften, allerdings unter französischer Flagge.

Viele Piloten aus Österreich und Deutschland kamen daher nach Innsbruck um wieder das Gefühl des Fliegens erleben zu können.

Auch Heinz Rühmann, der im Tiroler Landestheater den „Mustergatten“ spielte, verbrachte seine Nachmittage am Flugplatz.

50er

Mit der offiziellen Aufhebung des Segelflugverbotes im Dezember 1949 war der Weg frei für die Gründung der Innsbrucker Segelfliegervereinigung. Bei der ersten Hauptversammlung am 16.5.1950 wurde Franz Schier zum Obmann gewählt. Der Verein hatte 52 Mitglieder. An Material standen die von den Französischen Aeroclub zurückgelassenen 4 Flugzeuge, der Hangar und die Werkstätte zur Verfügung. Da im übrigen Österreich bis dahin kein Segelflug erlaubt war, in Innsbruck aber Segelfluglehrer schon seit 2 Jahren fliegen durften und damit voll in Übung waren, führte das Amt für Zivilluftfahrt in Innsbruck Lehrgänge für Fluglehreranwärter aus allen Teilen Österreichs durch. Unterrichten durften nur Fluglehrer der Innsbrucker Segelflieger. Innsbruck wurde somit zur Wiege der Nachkriegsfliegerei in ganz Österreich.

In den nächsten Jahren erfolgte der weitere Ausbau der Flotte, um der stetig wachsenden Zahl an Mitgliedern genügend Flugzeuge zur Verfügung zu stellen. Dabei wurden verschiedene Partnerschaften eingegangen, so zum Beispiel 1952 mit dem „Automobil- und Touringclub Tirol“. Diese Verbindung schlief aber bald wieder ein.

Bei der Mitgliederversammlung 1953 wurde Franz Fiby zum neuen Obmann gewählt. 2 Mitglieder der Innsbrucker Segelfliegervereinigung wurden, nachdem 1955 auch der Motorflug wieder erlaubt war, in Österreich durch ihre Rettungsflüge bekannt: Edi Bodem und Hans Neumayr. Durch ihre waghalsigen Landungen in den Bergen haben sie so manchem unvorsichtigen Bergsteiger das Leben gerettet.

1957 ging die Innsbrucker Segelfliegervereinigung eine Betriebssportgemeinschaft mit der kurz zuvor gegründeten Union Segelfliegergruppe Karwendelhorst ein. Diese war aus der in Schwaz 1951 gegründeten „Fliegergruppe Karwendelhorst-Schwaz/Vomp“ hervorgegangen. Damit standen den nunmehr 67 aktiven Piloten 13 Flugzeuge zur Verfügung.

Die Föhnfliegerei, die bereits im Jahr 1934 begonnen wurde, nahm eine immer wichtigere Stellung für die Innsbrucker Segelflieger ein. Der starke Südwind, der Flüge bis in eine Höhe von 10.000 Meter ermöglicht, machte Innsbruck in der ganzen Segelfliegerwelt bekannt. An manchen Föhntagen standen bis zu 100 Flugzeuge ausländischer Piloten am Start, um Höhenflüge für das Segelflugleistungsabzeichen zu machen.

Diverse meteorologische Forschungsprojekte, welche sich mit dem Föhn beschäftigen, wurden in Innsbruck durchgeführt. So zum Beispiel 1957 unter Prof. Walter Georgii und 1999 das Projekt NOA.

60er

Auch der Streckenflug entwickelte sich weiter . Mit den im Jahr 1960 angekauften K6 und K8 flog Ernst Schraffl 1960 bis Graz. Durch die Erfolge im Leistungsflug konnte der Verein auch in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam machen und weiter an Mitgliedern zulegen.

1964 übersiedelte die Flugsicherungsstelle in das neue Gebäude auf der Südseite. Dieses wurde am 24.4.1965 offiziell eingeweiht. Innsbruck war zu dieser Zeit ein verschlafener Flugplatz, auf dem die Segelflieger die meisten Flugbewegungen durchführten. Der Versuch, die kommerzielle Luftfahrt in Innsbruck zu beleben, fand durch den Absturz der Britannia, einem Flugzeug der Fluggesellschaft British Eagle einen Tiefpunkt.
Einen herben Rückschlag erlebte der Verein im Winter 1962/63. Am 12.1.1963, nach starken Schneefällen, gab das Hangardach der schweren Schneelast nach und brach zusammen. Unter den Schneemassen wurde auch die gesamte Flotte des Vereins begraben. Durch den Einsatz der Mitglieder und nach langen Verhandlungen mit der Versicherung konnten die Flugzeuge aber repariert oder ersetzt werden, so daß im Sommer 1963 wieder geflogen und geschult werden konnte.

Um die Flugsicherheit zu erhöhen, wurden die Flugzeuge im Laufe der Jahre mit Funkgeräten nachgerüstet. Starts durften nur mehr mit vorheriger Freigabe des Turms erfolgen.

Somit sorgten die Innsbrucker Segelflieger mit ihren Flugzeugen für Leben am Flugplatz. Durch die Nähe zur Stadt und die vereinseigene Fliegerschule konnten viele das stille Abenteuer Segelfliegen genießen.

Die steigenden Mitgliederzahlen sorgen auch für den stetigen Ausbau des Flugzeugparks. Die Ära der Kunststoffsegelflugzeuge mit besserer Aerodynamik und einfacherer Instandhaltung wurde 1969 mit dem Ankauf eines Phöbus B eingeläutet.

70er / 80er

Einen Einschnitt in den Segelflugbetrieb brachte 1975 die Einführung der Kontrollzone Innsbruck. Diese umfaßt das Gebiet zwischen Telfs und Jenbach in West-Ost und Nordkette und Matrei in Nord-Süd Richtung. Flugbetrieb war in diesem Bereich nur mit Zustimmung der Flugsicherung möglich. Durch die Einführung eines Segelfluggebietes auf der Nordseite des Inntales konnten die Segelflieger aber einen nahezu unabhängigen Flugbetrieb erreichen.

1976 erfolgte der Ankauf eines Motorseglers der Type SF25B „Falke“. Durch den Motorsegler war es auch im Winter möglich, seine Flugbegeisterung zu stillen.

Nachdem wir 1983 eine eigene Dieselwinde konstruiert und gebaut hatten und nicht mehr auf die Tostwinde angewiesen waren, suchten wir für diese einen Käufer. Schließlich konnten wir einen Verein in Japan von der Leistungsfähigkeit der Tostwinde überzeugen.

Durch die Gründung der Tyrolean Airways nahm die kommerzielle Luftfahrt einen regen Aufschwung. Viele unserer Mitglieder nahmen im Laufe der Zeit die Chance wahr und wechselten zu den am Innsbruck beheimateten Fluglinien und sind heute als Kapitäne in ihren Düsenflugzeugen unterwegs. Die meisten von ihnen sind aber begeisterte Segelflieger geblieben.

Der Motorsegler erwies sich im Laufe der Jahre als sehr beliebt. So wurde der Falke 1984 von der HB-21, einer österreichischen Entwicklung und diese 1986 durch eine HB-23 abgelöst.

90er

Aber auch die Entwicklung der Kunststoff-segelflugzeuge blieb nicht stehen. Durch den stetigen Austausch der Flugzeuge konnte immer der Anschluß an den aktuellen Entwicklungstand gehalten werden. Ein Höhepunkt war sicherlich der Ankauf der ASH 25 1992. Es ist der leistungsfähigste Doppelsitzer mit einer Spannweite von über 26 Metern und der Kauf machte unseren Verein in Österreich einmalig.

Um neue Flugplätze kennen zu lernen, den Vereinsgeist zu stärken und aus Spaß am Fliegen wurde 1995 erstmals ein Fliegerlager durchgeführt. Der gesamte Flugzeugpark übersiedelte nach Gorizia in Italien um gemeinsam eine Woche Fliegen pur zu genießen. Seitdem wurde jedes Jahr ein Fliegerlager durchgeführt.
So wurde mittlerweile aus den 5 Flugzeugen aus dem Jahr 1955 ein Flugzeugpark, der seinesgleichen in Österreich sucht. Hochleistungssegelflugzeuge wie Arcus, Fox und LS8 sind in den Ranglisten internationaler Wettbewerbe immer vorne zu sehen und garantieren auch in Zukunft am Puls der Entwicklung zu bleiben.